Die BenchBrothers verabschieden sich aus der Welt des High-End-OC

      Die BenchBrothers verabschieden sich aus der Welt des High-End-OC

      Wer unser Statement zum OC seit Sandy Bridge gelesen hat, der wird unsere Gemütslage der letzten eineinhalb Jahre kennen und zum Teil auch nachvollziehen können. Mit dem Start von Ivy Bridge kam zwar noch einmal Bewegung ins Spiel, jedoch ist die Gesamtsituation nach wie vor nicht sehr rosig.

      Wir wurden beim Ivy-Bridge-Launch erneut sehr gut von ASUS unterstützt, indem wir ein ASUS Maximus V Gene zum Testen erhielten. Wir testeten auch einige CPUs unter Kaskade, mussten jedoch schnell feststellen, dass wir auf verlorenem Posten standen. Zwar erhielten wir von SoF eine der besten CPUs, die zum Anfang in Umlauf waren, jedoch ist mit Kaskade bei Ivy Bridge kein Blumentopf zu gewinnen. 6 GHz für SuperPI 1M und PiFast sind das Höchste der Gefühle. 3D war bis ca. 5,8 GHz möglich - nicht mehr als die besten Sandy-Bridge-CPUs.



      Mit solchen Ergebnissen kann man weder gegen Benchmarker mit einem guten Ivy Bridge (oder schlichtweg LN2-Zugang) etwas ausrichten, noch sieht man selbst gegen die besten Sandy Bridge mit ach und krach 6 GHz einen Stich. Da LN2-Support für uns immer ein Problem war und noch immer ist, welches nur mit hohem finanziellen Aufwand umgangen werden kann, fällt dies als Lösung flach. Mit den uns gegebenen Mitteln sind wir also weder vorn noch hinten konkurrenzfähig.

      Seit unserer sehr erfolgreichen Zeit bei hwbot hat sich diese Plattform sehr stark verändert. Zuerst die Aufspaltung nach Anzahl der GPUs und Kerne, dann die "Belohnung" für gute Ergebnisse mit häufig gebenchten Konfigurationen und zuletzt die Aufteilung in mehrere Ligen haben uns die Vorteile unserer früheren Herangehensweise komplett genommen. Man könnte das Gefühl bekommen, dass es mehr bringt, die Arbeitsweise der hwbot-Berechnungs-Algorhythmen zu kennen als ein gutes Ergebnis abzuliefern. Früher hieß es: Je schneller, desto besser. Heute liegen dutzende Punkte zwischen zwei identischen Ergebnissen, wenn diese mit einer anderen Hardware-Konfiguration erzielt wurden.

      Da wir in der Vergangenheit fast ausschließlich Multi-GPU-User waren und unsere besten Ergebnisse dadurch erzielen konnten, genau diese mitunter zickigen Setups zu bändigen, jetzt aber nur noch sehr wenige Nutzer mehr als zwei GPUs nutzen, wird unser "Stil" zu benchen von hwbot nicht mehr honoriert. Hinzu kommt die Tatsache, dass immer mehr Benchmarks ins CPU-Limit laufen - Multi-GPU also überhaupt keinen Vorteil mehr bringt, da die CPU-Power fehlt. Womit wir wieder bei unseren maximal 6 GHz wären....

      Für uns macht es ganz einfach keinen Sinn mehr, Unmengen an Zeit und Geld zu investieren, um für eine Rangliste zu kämpfen, die unsere Art zu Übertakten längst hinter sich gelassen hat. Und genau deshalb ziehen wir unter das Thema eine Art Schlussstrich. Wir werden zukünftig nicht mehr nach Goldpokalen und/oder sogar Weltrekordergebnissen streben. Der Aufwand dafür ist mittlerweile gegenüber unseren Familien weder finanziell noch zeitlich zu rechtfertigen. Und ganz ehrlich: Nur für hwbot wollen wir uns unseren "Style" nicht verbiegen lassen. Ob das ein Anzeichen von Alter ist?! ;)



      So sah es "früher" öfter bei uns aus...

      Rechnen wir die letzten eineinhalb Jahre ab, so blicken wir auf fast drei sehr erfolgreiche Jahre zurück, in denen wir fünf absolute Weltrekorde und einen weiteren Weltrekord mit veröffentlichter Hardware (im 3DMark03 waren k|ngp|n und Shamino mit Gulftown Monate vor Release schneller als wir) erzielen konnten - ein Aspekt, den wir uns bei der Gründung von BenchBrothers nie im Leben hätten träumen lassen. Doch die Weltrekorde sind das Eine, viele Bekanntschaften und auch Freundschaften das Andere. Durch unsere erfolgreiche Zeit haben wir Menschen kennengelernt, denen wir ohne diesen Enthusiasmus im wahren Leben nie begegnet wären. SoF, stuwi, No_Name, Otterauge, SeLecT, @rne und noch viele mehr rund um die AwardFabrik, welche uns als Sub-Team auf herzlichste Art und Weise im Team begrüßt hat und mit Rat, Tat und manch nützlicher Beziehung zur Seite stand. Wir können diese fast familiäre Atmosphäre nie genug loben, da diese Leute so ziemlich das Beste sind, was uns passieren konnte! Chapeau!



      Auch wenn dieser (zugegeben, lange) Text den Anschein erweckt, als würden wir das Overclocking komplett an den Nagel hängen, so können wir Entwarnung geben. Overclocking prägt bereits unser komplettes PC-Leben und wird uns auch noch lange begleiten. Allerdings werden wir auf absehbare Zeit keinen Aufwand mehr betreiben, um in die Weltspitze vorzustossen. Die gewonnene Zeit investieren wir lieber in unsere Altagssysteme, was eine Art Rückkehr zu den Wurzeln darstellt. Denn damit fing alles an: Das eigene Alltagssystem schneller machen, um mehr Performance für Games zu haben - genau das werden wir wieder bzw. weiterhin tun. Hoschi und ich sind mittlerweile 3-way-SLI-Nutzer, um unsere 2560er Auflösung mit maximalen Details ruckelfrei genießen zu können - bei einer gepflegten Runde Schlachtfeld samt Fluch-Anfall ( ;) ) werden wir uns unsere Feierabend-Bierchen schmecken lassen.

      Neue Hardware wird auch weiterhin angetestet, allerdings wohl eher auf Alltagstauglichkeit. Und sollten wir damit unsere bisherigen Topscores verbessern, werden wir das selbstverständlich hwbot wissen lassen - Punkte hin oder her. :)

      Dieser quasi-Abschied fällt uns natürlich nicht leicht, da das Extreme-Overclocking Basis so unzählig schöner Stunden war. Wer denkt nicht zurück an den ersten Weltrekord seiner Laufbahn - bei uns waren es 3DMark05 und 06 in einer Nacht, nach der unser Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen war. Doch auch die Erlebnisse auf den AOCMs und den persönlichen Besuchen von SoF und stuwi - wir denken so gern daran zurück. Wenn es um Fachsimplen, grillen & chillen sowie ein Bierchen geht, seid ihr alle herzlich eingeladen!

      Wir wissen nicht, wohin die Reise gehen wird. Eines wissen wir jedoch: Sollten sich die Voraussetzungen für unsere Art zu benchen wieder verbessern, so stehen wir Gewehr bei Fuß! Allein uns fehlt der Glaube daran - aber wir wollen die Hoffnung nicht aufgeben.

      Insofern treten wir hiermit von der großen, beachteten Bühne ab, ohne wirklich weg zu sein! In diesem Sinne: Man liest sich!
      Du sollst den Bench nicht vor dem Score loben! (copyright by masterchorch)